Hinweis:
In diesem Beitrag geht es um den Abschied von meinem Hund Pelle – um Trauer, Sterben und das Loslassen eines geliebten Tieres.
Wenn du selbst gerade einen Verlust erlebt hast, lies diesen Text bitte nur, wenn du dich emotional stabil genug fühlst. Vielleicht kann er dir Trost spenden – aber er kann auch Gefühle wecken, die schmerzen.
Ich schreibe diesen Text nicht nur, um zu erzählen, was geschehen ist, sondern auch, um zu teilen, wie tief Liebe wirken kann – und wie sehr Loslassen Teil davon ist. Vielleicht hilft er jemandem, der selbst einmal Abschied nehmen muss.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
– Antoine de Saint-Exupéry
Gestern, kam 14. November, mussten wir Pelle gehen lassen. Worte fehlen. In meinen Gedanken war so viel – jetzt bleibt nur Stille. Ich vermisse ihn.
Vor fast elf Jahren habe ich denselben Abschied erlebt, mit Lotti. Ich weiß, wie lang sich die Trauer erstrecken kann. Davor habe ich Respekt. Und doch ist heute mein Glaube an die geistige Welt gestärkter. Meine Arbeit zeigt es mir Tag für Tag. Ich spüre, dass Pelle noch bei mir ist – auf einer anderen Ebene. Und ich weiß, wie wichtig es ist, ihn loszulassen. Er ist frei.

Die letzten Wochen
Vor einigen Wochen bemerkte ich, dass sich Pelles Körper veränderte. Es war ein schleichender Prozess, kaum sichtbar für andere. Ich weiß bis heute nicht, warum ich es so deutlich spürte – doch tief in mir ahnte ich, dass sich ein Tumor seinen Weg bahnte. Eine stille Vorahnung, die ich immer wieder verdrängte und die zunächst auch beim Tierarzt kein Gehör fand.
Dann kamen die Schmerzen. Zuerst glaubte der Tierarzt an einen Infekt, doch bald bestätigte sich mein Verdacht. Die Medikamente konnten nur noch lindern, nicht mehr heilen.
Diese Zeit war kräftezehrend, besonders die letzte Woche. Jeden Morgen wachten wir mit einem mulmigen Gefühl auf. Lebte er noch? Wenn er aufschrie, fragten wir uns: Ist es jetzt soweit?
Obwohl ich Ruhe so dringend gebraucht hätte, fand ich keinen Zugang zu meiner Morgenroutine, zu meiner Selbstfürsorge. Mein Körper war voller Anspannung, mein Geist unruhig. Ich war nur noch im Überlebensmodus.
Der Tag des Abschieds
Am Freitagmorgen wussten wir, dass wir nicht mehr darum herumkamen, den Tierarzt anzurufen. So sehr wir hofften, dass Pelle von selbst einschlafen würde, so deutlich zeigte sich an diesem Morgen, dass ein Warten nicht richtig war.
Am Freitagmorgen, nachdem ich unsere Tochter zur Schule gebracht hatte, wollte er bei meiner Rückkehr bellen, so wie er es immer tat, um mich zu begrüßen. Doch statt eines Bellens kam nur ein langer, schriller Schrei aus ihm heraus. Irgendetwas tat ihm wahnsinnig weh. Das war für uns das Zeichen, den Tierarzt anzurufen und um einen Termin zu bitten. In den letzten Tagen hatte er bereits merklich abgebaut, doch dieser Schrei war neu.
Damit unsere Tochter sich noch verabschieden konnte, vereinbarten wir einen Termin am frühen Nachmittag. Die Stunden bis dahin waren quälend. Ich starrte auf die Uhr und wusste: Jede Sekunde, die vorüberging, brachte uns näher an den Abschied. Er wusste nichts davon. War das fair? War es richtig, diese Entscheidung zu treffen?
Eine Freundin hatte für uns am Vorabend sanft die Energieschnüre getrennt, um Pelle den Übergang zu erleichtern. Ich fühlte sofort eine Erleichterung. Auch wenn er es nicht allein geschafft hatte, die Erde zu verlassen, war das ein wichtiger Teil unseres Weges.
Ich versuchte, ihm die Zeit so leicht wie möglich zu machen – mit ätherischen Ölen, sanfter Musik und Frequenzen, die Frieden brachten. Der Duft von Geranie schenkte Liebe und Vertrauen.
Ein letztes Mal
Mir wurde mit jedem Moment bewusster, dass alles nun zum letzten Mal geschah:
Ein letztes Mal die Terrassentür öffnen, ein letztes Mal das Halsband anlegen, ein letztes Mal den Weg zum Auto gehen, ein letztes Mal seine Pfoten spüren.
Beim Tierarzt wurden wir an die Dualität des Lebens erinnert: Während wir unseren alten Freund zum letzten Gang begleiteten, kam ein Paar mit einem jungen, fröhlichen Hund in die Praxis – Leben und Tod im selben Atemzug.
Pelle dagegen erinnerte sich, dass es der Tierarzt war, wo wir ihn gerade hinschleppten. Obwohl er nicht viele Erfahrungen dort machen musste, reichten sie, um ihm ein ungutes Gefühl zu verschaffen.
Auch das war ein Grund, weshalb ich mir so sehr gewünscht hatte, dass er von selbst einschläft. Da unser Tierarzt 30 Minuten von uns entfernt arbeitet, war es nicht möglich, dass er zu uns nach Hause kommt. Doch das Team war schon auf uns vorbereitet und hat uns sehr mitfühlend behandelt und direkt in den Raum gebracht, wo Pelles letzte Reise stattfinden sollte. Wir hatten vor elf Jahren einen anderen Tierarzt und damit eine völlig andere Erfahrung beim Einschläfern. Damals ging es schnell, war unpersönlich und abgeklärt.
Diesmal war es anders: Das Team begegnete uns mit großer Empathie. Jeder Schritt wurde erklärt, wir durften uns Zeit lassen. Pelle war ruhig, fast gelassen. Der Tierarzt sagte, er habe ihn als sehr friedlich wahrgenommen. Zwei letzte Atemzüge, dann blieb nur noch der geschwächte Körper zurück.
Wir haben das Fenster geöffnet, er wurde noch einmal abgehört und dann sind wir gegangen.
Als es vorbei war, hielt ich ihn im Arm – eine warme, leere Hülle, die eben noch Leben war. Sein Fell roch noch genauso wie immer. Doch das Leben war ausgehaucht.
Zwischen Trauer und Dankbarkeit
Das Mitgefühl des Tierarztes hat uns diesen schweren Moment sehr erleichtert. Ich verstand plötzlich, was eine Palliativbegleiterin einmal sagte: Sterben ist anstrengend, und es ist ein Geschenk, wenn man diesen Weg erleichtern kann. Ohne diese Möglichkeit wären es sehr wahrscheinlich weitere qualvolle Tage geworden, die für alle eine leidvolle Erfahrung gewesen wären.
Zuhause machten wir einen Pfotenabdruck und schnitten eine Haarsträhne ab. So absurd es klingt – diese kleinen Erinnerungen sind heilsam. Sie geben dem Unsichtbaren eine Form.
Erinnern und Loslassen
Diesmal entschieden wir uns gegen eine Einäscherung. Lotti hatten wir damals kremieren lassen, weil wir noch kein eigenes Zuhause hatten. Doch das Warten und das Gefühl, sie in fremde Hände geben zu müssen, waren schwer. Wir entschieden uns für eine Urne in Form eines Bilderrahmens. Anfangs war sie eine schöne Lösung – sie begleitete uns sogar bei den letzten Umzügen. Doch nach und nach wurde mir der Rahmen zur Last. Es fühlt sich nicht mehr stimmig an, die Asche daran zu binden. Bisher habe ich mich gescheut, sie herauszunehmen, sie der Erde zurückzugeben – doch der Gedanke reift in mir.
Nun ruht Pelles Körper in unserem Garten; in Hessen ist dies glücklicherweise möglich. Während wir gemeinsam das Grab aushoben, waren auch unser zweiter Hund Lexie und Amy, unsere Katze, anwesend. Obwohl Amy kein großes Interesse an Pelle leblosen Körper zeigte, und auch Lexie mehr mit sich selbst beschäftigt war, war es wohl für beide wichtig, mit uns gemeinsam an der Stelle zu sein, wo ihr Freund begraben werden sollte.
Den Körper ins Grab zu legen und nach und nach mit Erde zu bedecken, war ein furchtbares Gefühl. In mir zog sich alles zusammen. Jede Handvoll Erde machte den Abschied endgültiger.
Zum Schluss pflanzten wir eine Hortensie auf sein Grab – ein Symbol für Liebe, Dankbarkeit und Neubeginn.
Während wir das Grab schlossen, mischte sich zu jeder Handvoll Schmerz auch ein bisschen Frieden. Es war, als würde ich ihn der Erde anvertrauen – und gleichzeitig spüren, dass seine Seele längst frei war.
Leere Räume, laute Stille
Ein Tag ist vergangen. Seit vier Uhr bin ich wach, sehe Fotos an, meditiere, schreibe. Überall spüre ich die Lücke, die er hinterlässt.
Wenn ich durch das Haus gehe, fallen mir die leeren Plätze auf, wo er gern lag. Ich sehe die Treppe hoch, wo Lexie mir nachschaut und bemerke den leeren Platz neben ihr. Normalerweise blickten mich zwei kugelrunde Augenpaare an. Wenn ich an seinem Körbchen unter der Treppe vorbeigehe, das nun leer ist, und wahrscheinlich demnächst von der Katze okkupiert wird, muss ich schlucken. Wie leer kann ein leeres Körbchen sein? Ich bereite das Futter für Lexie zu und brauche nun keinen zweiten Beutel öffnen. Wenn ich jetzt rufe, rufe ich in der Einzahl. Komm, statt kommt. Bleib, statt bleibt. Sei ruhig, statt seid ruhig.
Stunde um Stunde wird mir bewusster, dass er niemals wiederkommt. Das tut weh.
Die Erkenntnis, dass er niemals wiederkommt, tut weh. Gleichzeitig tauchen Gedanken auf: „Hätte ich nur…“, „Wäre ich doch…“
Ich frage mich: Warum war die Arbeit so oft wichtiger als das Leben selbst? Der Tod rüttelt das System zurecht. Vielleicht ist er da, damit wir uns erinnern, was wirklich zählt: Liebe, Nähe, echte Verbindung.
Die Liebe eines Tieres ist so viel wertvoller als jeder Erfolg oder jede Zahl auf Instagram.
Was bleibt
Pelle war der empathischste Hund, den ich je kannte. In seiner puren Liebe konnte er eine kleine Nervensäge sein – und doch zeigte er mir auf seine Weise, wie sehr er mich liebte.
Meine Tochter sagte immer, er himmelte mich an wie eine Königin. Für ihn war ich perfekt – trotz meiner Unvollkommenheit.
Ich erinnere mich besonders gern daran, wie wir im Haus gemeinsam tanzen. Sobald Musik lief, kam er freudig dazu und bellte laut – ein Lied aus purer Lebensfreude. Auch den Schnee und die Berge liebte er. Sobald die ersten Flocken fielen, stürzte er sich hinein und kam mit dicken Schneeknubbeln im Fell wieder hervor. Pure Leichtigkeit. Beim Wandern in Nesselwang war seine Begeisterung grenzenlos. Als wir den Berg hinuntergingen, konnte er sich kaum bremsen – als würde die Freude selbst ihn tragen.
Nun ist er fort. Die Erinnerungen bleiben. Sie werden vielleicht verblassen, doch die Liebe bleibt – für immer. Mein kleines Kerlchen selbst wird niemals vergessen werden.









Und jetzt
Ich habe in diesen Tagen wieder gelernt, wie eng Leben und Sterben miteinander verwoben sind. Wie wichtig es ist, präsent zu sein – wirklich da, im Hier und Jetzt.
Pelle hat mich gelehrt, dass Liebe keine Form braucht, um zu existieren. Sie ist einfach da – in jedem Atemzug, in jedem Sonnenstrahl, in jeder stillen Minute danach.
Wenn du selbst Abschied nehmen musst, halte dich nicht am Schmerz fest, sondern an der Verbindung. Sie bleibt. Immer.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
– Antoine de Saint-Exupéry
Was uns geholfen hat
Das Durchtrennen der Energieschnüre – es half ihm (und uns), loszulassen.
Ätherische Öle wie Lavendel, Geranie und Valerian brachten Ruhe.
Frequenzen und Musik schufen Frieden in den letzten Tagen.
Raum für Gefühle – nichts verdrängen, alles zulassen.
Schreiben – Worte als Weg, um Schmerz zu verwandeln.